Die Osteopathie fand ihren Ursprung in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Amerika. Der amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor Still (1828-1917) entwickelte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein ganz neues Verständnis von Gesundheit und Krankheit.
Noch heute sind seine Erkenntnisse die Grundlage der Osteopathie. Leben ist Bewegung – Dort wo diese verhindert wird, entsteht Krankheit. Die Dynamik und Beweglichkeit aller Körperstrukturen bedingen die Selbstheilungskräfte unseres Körpers. Die Strukturen und Funktionen beeinflussen sich gegenseitig. So behandeln Osteopathen noch heute – im wahrsten Sinne des Wortes – allein mit den Händen. Blockaden und Bewegungseinschränkungen werden sanft lokalisiert und gelöst.
Nach über zehnjähriger Entwicklung stellte Still seine neue Art der Medizin der Öffentlichkeit vor. Seine Philosophie unterschied sich deutlich von der zu dieser Zeit gängigen Medizin. Er wollte die Ursachen einer Krankheit behandeln, nicht die Symptome. Seitdem bekam die Osteopathie immer größeren Zuspruch, bis sie schließlich 1960 in den USA als eigenständige Fachrichtung anerkannt wurde. Dort ist das Studium der Osteopathie eine volle akademische Ausbildung. Heute praktizieren in den USA rund 55.000 Osteopathen als Dr. der Osteopathie (D.O.), gleichgestellt mit Ärzten, im eigenständigen Beruf.
Dr. John Martin Littlejohn brachte diese Form der Medizin nach Europa und gründete 1917 die erste „School of Osteopathy“ in London, wo die Osteopathie seit 1993 ein anerkannter Gesundheitsberuf ist. Ebenso ist sie in Belgien und Frankreich eine anerkannte Form der Medizin und wird in ganz Europa praktiziert.
In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte ein Schüler Stills, Dr. William Garner Sutherland (1873-1954), die Osteopathie weiter. Er beschäftigte sich über Jahre intensiv mit der Beschaffenheit des Schädels, dessen einzelnen Knochenpartien sowie deren Beweglichkeit. Er untersuchte den craniellen Rhythmus, welcher unabhängig von Herzschlag und Atmung ist, und begründete somit die Cranio-Sacrale Osteopathie.
In den 1980er Jahren fand eine weitere Entwicklung statt, wobei die französischen Osteopathen Jean-Pierre Barral und Jacques Weischenck die Beweglichkeit der inneren Organe untersuchten. Sie erschufen so die viszerale Osteopathie.
Allgemein wird in der Osteopathie der Körper als Einheit betrachtet. Knochen, Muskeln, Nerven, Organe und Psyche werden nicht getrennt voneinander gesehen. Auf diese Weise wird der Patient, unter Berücksichtung umfassenden Wissens in Physiologie, Pathophysiologie, Anatomie und Embryologie ganzheitlich behandelt.